Ein Allroundkünsterl begeistert mit seiner Kunst

Manfred Feith-Umbehrs Ausstellung “punase taga – hinter dem rot”

in der Galerie des alten Feuerwehrgerätehauses

Es war ein rundum gelungener Abend. Als Manfred Feith-Umbehr am 13. Mai erst einige seiner Gedichte vorstellte und dann seine Bilder und Skulpturen, wurde es draußen dunkel und ein Gewitter mit prasselndem Regen entlud sich über der Stadt. Das Unwetter sorgte für atmosphärische Spannung, die bis in die Galerie des alten Feuerwehrgerätehauses zu spüren war. Dort war es warm und hell und der Raum wurde von einer Farbe beherrscht: rot. Nicht ohne Grund: Hat sich der gebürtige Westfale doch der Farbe rot verschrieben. Warum, das wisse er eigentlich auch nicht so genau, erklärt Feith-Umbehr, aber die Farbe begleite ihn schon sein ganzes Leben. Selbst sein Brillenetui und sein Auto sind – natürlich – rot.

“Rot” sei eine Signalfarbe, erklärt er, sie sei die Farbe von Glut wie von Blut. Der 67-Jährige ist auf einem Bauernhof aufgewachsen. Einmal im Jahr wurde geschlachtet und die getöteten Tiere zum Ausbluten auf Leitern gehängt. Möglicherweise lösten diese frühen Eindrücke eine Faszination für die Farbe aus, die zugleich Leben und verrinnendes Leben signalisiert.

Feith-Umbehrs Gedichte allerdings sind frech, witzig, schnell vorgetragen und erinnern an Tucholsky, Kästner und die Wortspielereien des Dada. Und sie wirken nach, hinter dem blödelnden Wortwitz steckt mehr, ein gut versteckter Schmerz vielleicht.

Die Skulpturen des Künstlers sind vor allem: übergroß. Die Stühle – riesig. Hosen und Jacken in XXXXXL-Übergröße. Seine langgezogenen leiterartigen Skulpturen erstrahlen ebenso in Rot wie zerbeulte Milchkannen, Töpfe und andere Dinge, die Feith-Umbehr mit seinen Studenten aus einem See gefischt hat. Denn obwohl ihm die von der Natur bearbeiteten Formen dieser lieblos weggeworfenen Dinge gefallen – den Rost mag er nicht. Mit dem Rot wertet er die toten Dinge auf, bringt sie zum Leuchten. Dinge, die keiner mehr wollte, die”tot” waren, erhalten so eine Bedeutung, ein neues Leben.

Die Zeichnungen und Malereien des Künstlers wiederum sind eher filigran. Wenige Striche genügen, um ein Szenario zu entwerfen. Feith-Umbehr malt stets auf schwarzem Grund, oft geben dann mehrere Schichten und die Verglasung den Zeichnungen und Gemälde eine besondere Tiefe. Auch die Texte seiner Kataloge setzt der Künstler, der einst Grafik und Design studierte, am liebsten auf Schwarz und trumpft mit weißen Buchstaben auf. Er verdreht die Dinge eben gern und schafft ihnen so neue Beachtung.

Humor, Selbstironie und eine große Empfindsamkeit und Fantasie zeichnen diesen Künstler aus. “Punase taga” übrigens, der Titel der Ausstellung, ist estnisch und bedeutet “hinter dem Rot”. Und hinter dem Rot von Feith-Umbehrs Kunstwerken gibt es einiges zu entdecken: “Kunst ist Leben”, erklärt er abschließend, “Die Kunst ist ein Lebensmittel…, ein Lebensmittel, das man braucht… nicht nur als Künstler… so einfach ist das.”

Wer die Vernissage versäumt hat (und damit auch den herausragenden Klangkünstler Arno Wilke) kann zumindest den Ausstellungsbesuch bis zum 3. Juni nachholen. Da ist die Galerie des Bad Aiblinger Kunstvereins jeweils samstags und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

Am letzten Ausstellungstag – Sonntag den 3. Juni – ist der Künstler vor Ort und lädt zum Künstlergespräch ein.