Gefährten

(Pressetext Ute Bößwetter) Wie in eine andere Zeit versetzt fühlt sich der Besucher, wenn er den großen Raum des Alten Feuerwehrgerätehauses betritt. Bilder im Stile alter Meister hängen an den Wänden, Blumen in der Manier des Rokoko wirken fremd und doch vertraut. Michaela Stocker ist Porzellanmalerin bei der Porzellanmanufaktur Meißen. Man glaubt, damit die Erklärung für ihren Malstil gefunden zu haben, aber nein, die junge Rosenheimerin hat von Beginn an auf diese Weise gezeichnet, und ist deshalb von der berühmten Manufaktur angenommen worden. Schon in früher Kindheit erzählte sie mit ihrem Stift Geschichten, und das beinhalten auch die Bilder in der Galerie des Kunstvereins: erlebte Geschichten. Michaela Stockers Erzählungen drehen sich um Tiere, und sie reflektiert in ihren feinst gestrichelten und gemalten Bildern immer wieder Pferde – das Pferd Prinz, das sie über lange Zeit begleitete, aber auch die Menschen, die mit diesen Tieren umgehen. So gibt es ein gezeichnetes Porträt von Reitmeister Bent Branderup, der seinen prüfenden Blick auf eine lizensierte Trainerin wirft und der dafür Sorge trägt, dass aus dem Pferd-Mensch-Paar echte Gefährten werden. Das gezeichnete Porträt unterscheidet sich kaum von einer Fotografie, nur die Proportionen sind malerisch komponiert: der Reitmeister groß und dominierend im Bild, die Trainerin mit Pferd klein im Vordergrund. Ein weiteres Bild – dieses Mal drei Hofbereiter der Hofreitschule Bückeburg – fängt den Moment ein, in dem die Pferde beschließen, ihre Vorführung noch fortzusetzen, denn sie haben Spaß daran, ihr Können zu zeigen. Diese Freude von Ross und Reiter hat Michaela Stocker trefflich im Bild zum Ausdruck gebracht: gelöste Gesichter, Fräcke in lebhaftem Rot, die Pferde detailgetreu in ihrer Bewegung wiedergegeben. „Nach der Show ist vor der Show“ lautet der Titel.

Mehrere Bilder, die besonders ins Auge fallen, haben Hühner als Motiv. Auch dies ist eine engagierte Geschichte der Malerin. In dem kleinen Garten ihrer Wohnung in Meißen hält sie Hühner – erst waren es drei, jetzt nur noch zwei. Sie möchte ihnen in ihren Bildern den Stellenwert geben, den sie verdienen, denn schließlich leisten Hühner einen wichtigen Beitrag zur Ernährung des Menschen. Beeindruckt vom Sozialverhalten der Hühner – zwei gesunde Hühner waren ständig in Bereitschaft, ein kleines Huhn mit Missbildung zu stützen – hält sie dies  in dem Bild „Sommer“ fest. Auf dem Bild „Herbst“ sind es nur noch zwei: die Überlebenden. Es sieht so aus, als ob die Hühner, kurz zuvor noch in Bewegung, abrupt zum Stillstand gekommen sind. Umgeben werden sie von einer Komposition aus zartfarbenen Blumen und Früchten – eine künstlerische Ergänzung des Tiermotivs. 

Alle ihre Erzählungen malt Michaela Stocker mit Pastellfarben, die Hintergründe – einfarbig und leicht wolkig – mit dem Schwamm getupft, die Motive mit Pastellstiften, die das Zeichnen feinster Linien möglich machen.

In einer Vitrine sind einige von Michaela Stocker geschaffene Schmuckstücke zu sehen: Pferdemotive in Gold gerahmt und mit Schlickermasse zu Reliefs geformt. Eine Besonderheit ist die ca. 1,5 cm große Kugel, auf der umlaufend das Motiv Max-Josefs-Platz als Miniatur zu sehen ist: gemalt mit Aufglasurfarbe und Platin, nach dem Brand graviert mit einem Achatstift. Die Nikolauskirche ist deutlich zu erkennen.

An beiden Sonntagen (8. und 15.5.) wird die Künstlerin in der Galerie anwesend sein und gerne Fragen beantworten.   

Dauer der Ausstellung bis 15. Mai, geöffnet Samstag und Sonntag jeweils von 14 -18 Uhr.

Kunstverein Bad Aibling, Galerie im Alten Feuerwehrgerätehaus, Irlachstraße 5, Bad Aibling

TEL 08061-93 80 52

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