Geschichte des Feuers

von Ute Bößwetter

Dass Feuer nicht nur Segen sein kann – es spendet uns Wärme und Helligkeit – sondern auch Fluch, beweist die nicht abreißende Historie katastrophaler Brände vergangener Zeiten bis heute. In zurückliegenden Epochen nahmen die Menschen einen Brand häufig als Gottes Strafe hin, und so dauerte es Jahrhunderte, bis sich eine gemeinschaftlich handelnde Brandbekämpfung entwickelte. Auch der Markt Aybling blieb von Großfeuern nicht verschont. Mit Ausnahme des Hofbergs brannte im Jahre 1500 der gesamte Marktbereich  ab, weitere Großfeuer folgten, teils bedingt durch zahlreiche Kriege, aber auch nach einem Blitzeinschlag im Jahr 1765. Damals wurden die Sebastianskirche, das Rathaus und 17 weitere Häuser vernichtet. 1789 erwarb der Markt Aybling, wie anhand alter Rechnungen nachzuweisen ist, erste Löschgeräte.  1791 trat eine “Allgemeine Feuer-Ordnung” in Kraft, die alle gesunden Bürger zum Löschdienst verpflichtete, “auch die starken Weibsbider”. Eine erste große fahrbare Feuerspritze und eine Tragspritze konnten aus den Erträgen des Bierpfennigs (Biersteuer) gekauft werden. Nach Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Aibling durfte man schon bald auf ein ansehnliches Inventar blicken: 2 vierrädrige Spritzen,  2 zweirädrige Spritzen, 1 Hydrophor, 1 tragbare Handspritze, 1 Haspelwagen für Schläuche, 3 Steigerleitern, 500 Fuß Schlauch, zudem Äxte, Haken, Signalhörner, Laternen. Am 23.2.1868 – fast auf den Tag genau vor 155 Jahren – kamen die Gründungsväter im Schuhbräu zusammen, um zur “Rettung des bedrohten Eigenthumes und Lebens im Einklange mit der Orts-Löschanstalt” diese notwendige Wehr zu gründen. In die wichtigsten Positionen wurden Männer aus allen Berufsgruppen gewählt: Kommandant: Ludwig Schramm, Baumeister; zwei Zugführer: Michael Dumm, Färber und  Franz Fortner, Schäffler;   zwei Rottenführer: Johann Feistl, Hafner und Leonhard Niggl, Schlosser; Zeugwart: Heinrich Meggendorfer; zwei Adjutanten: Joseph Osendorfer, Maler und A. Kolb, Tierarzt. Die Einsätze der Aiblinger Feuerwehr führten zusätzlich zum Markt auch in das gesamte Gebiet des Aiblinger Landgerichtes, 1874 sogar zum großen Stadtbrand von Wasserburg. Spätere Löscharbeiten leistete die Wehr im Tonwerk Kolbermoor und in der Staatsfilze Kreuzstraße. 1895 wurde das Feuerwehrhaus in der Irlachstraße zur Unterbringung der Geräte gebaut und bis 2002 genutzt. Seit 1933 zur Stadt erhoben, erlebte Aibling im drtten Reich die Eingliederung der Feuerwehr in die Feuerschutzpolizei, wonach der Kommandant  zum Wehrführer und Abteilungsführer ernannt wurde. In den Kriegsjahren leisteten die Feuerwehrleute immer wieder Hilfe bei Luftangriffen, oft auch in München. Nach Kriegsende setzten sich einige der bisher Verantwortlichen zusammen und veranlassten eine Neugründung, die wieder demokratischen Charakter erhielt. Zum 1. Vorstand wurde Bürgermeister Wunibald Sedlmeier gewählt, zum Stellvertreter und Kommandanten Schlossermeister August Weigl. Immer wieder kam es zu Großbränden, zu denen die Feuerwehr ausrücken musste: 1945 ein Großbrand im Lagerschuppen des Spediteurs Joseph Knabl, ein Waldbrand bei Mittenwald oder im Jahr 1953 eine Gasexplosion im Anwesen Steindl, wo das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehr das Übergreifen des Feuers auf die Tankstelle vor dem Haus verhinderte. Die 60er Jahre brachten formale Änderungen, der bisherige Verein beschloss, die Rechtsform des “eingetragenen” Vereins anzunehmen. Für die Dauer von zwei Jahrzehnten übernahm Ernst Hüttel das Amt des Kommandanten. 1968 feierte die Feuerwehr ihr einhundertjähriges Bestehen mit einem großen Fest. Technisch gab es einige entscheidende Neuheiten: 5 Pressluftatmer wurden angeschafft, außerdem ein Sprechfunkgerät, mit dem eine Echtzeitverständigung mit der Polizei möglich wurde. Waren die 60er Jahre ein relativ ruhiges Jahrzehnt, so gab es in den 70ern erneut viele Einsätze. Im Bahnhof Rosenheim entgleiste eine Lok, in Unterheufeld explodierte ein Teil der Tierverwertungsanlage und der Mugglihof in Bad Aibling stand in Flammen. Weitere Neuanschaffungen, z.B. eine 23 Meter hohe Drehleiter und ein neues Tanklöschfahrzeug erleichterten die Arbeit. Auch die 80er wurden von Großbränden und Unfällen begleitet. Nach dem Reaktorunglück von Tschernobyl führte die Feuerwehr in Aibling und Umgebung Strahlenmessungen durch. Ernst Hüttel trat aus Altersgründen von seinem Amt zurück, von der Versammlung wurde er zum Ehrenkommandanten ernannt, Joseph Glaser zum Nachfolger gewählt. Im Mai 1982 konnte die Feuerwehr das renovierungsbedürftige Gebäude in der Irlachstraße verlassen und in einen Neubau in der Heubergstraße umziehen. Vom Jahr 1995 ist zu berichten, dass die Aiblinger Jugendfeuerwehr als eine der ersten im Landkreis gegründet wurde. Immer mehr zeichnete sich ab, dass die Feuerwehr  wegen Starkregens und Wetterschäden mit modernen Gerätschaften helfen musste. Einen der längsten und belastendsten Einsätze leistete die Wehr am Faschingsdienstag 2016, als nahe Bad Aibling zwei Regionalzüge bei voller Fahrt zusammenstießen. 12 Menschen verloren ihr Leben, über 100 wurden verletzt. Die Feuerwehr war eine ganze Woche lang mit Bergungs- und Unterstüzungsaufgaben im Dienst.

155 Jahre Freiwilige Feuerwehr Bad Aibling – nach der letzten Wahl im Oktober 2022 ist Reinhard Huber der Kommandant, Jörg Wippermann sein Stellvertreter. Unzählige Personen haben geholfen und helfen weiter, Unheil zu verhindern oder in Grenzen zu halten, Brände zu löschen, Unfallopfer zu bergen oder Unwetterschäden zu beseitigen, und das alles ehrenamtlich neben einer vollen Berufstätigkeit. Großbrände sind durch bessere Gebäudetechnik zahlenmäßig zurückgegangen, stattdessen rückt die Katastrophenhilfe in den Vordergrund.

Die Ausstellung des Kunstvereins im Alten Feuerwehrgerätehaus stellt auf 13 Schautafeln mit Texten und Bildern den Umgang mit dem Feuer in der Antike, im Wesentlichen aber den Werdegang der Aiblinger Feuerwehr seit ihren Anfängen dar. Professionell konzipiert wurde diese Präsentation von Christine Schönmetzler, Vorstandsmitglied des KV und ihrem Sohn Jörg Wippermann, stellvertretender Kommandant der Aiblinger Wehr.  In Ergänzung zu den Schautafeln zeigen historische Dokumente und Exponate, wie eine Wasserbombe oder eine Handdruckspritze, die technische Entwicklung  der Geräte.

Die Ausstellung ist bis 5. März zu sehen, geöffnet Samstag und Sonntag von 14-18 Uhr.
Anmeldungen zu Gruppenführungen unter Telefon 08025-993 24 78,